Zum Abschluss des Kultursommers Südhessen trafen sich am Wochenende wieder zahlreiche Kunstliebhaber in der
Illertstraße bei Kurt Adam Arnold. Im bereits in herbstliche Töne gefärbten Garten und in den Atelierräumen
konnte das interessierte Publikum die Arbeiten des Künstlers betrachten.
Inmitten von Farbdosen und anderen Utensilien waren Bilder und Skulpturen ausgestellt. Drumherum gestaltete
Ehefrau und Organisatorin Christiane Arnold einen stimmungsvollen musikalischen und kulinarischen Salon. Es war
wohl die bedeutendste Kulturveranstaltung in diesem Jahr in Viernheim. Das meinten jedenfalls die Gäste, die aus
der ganzen Region angereist waren um dieses künstlerisch, wie auch gesellschaftlich bedeutende Ereignis in
angenehmer Atmosphäre mitzuerleben.
Offenes Atelier im September. Live-Musik von Tabea Simonis (Cello) und Nicolas Arnold (Piano) im
Hintergrund.
Kurt Adam Arnold nahm in diesem Jahr zum zweiten mal am Kultursommer Südhessen teil. Der „KUSS“, wie der
Kultursommer Südhessen kurz genannt wird, ist eine Veranstaltung der fünf Landkreise Bergstraße, Darmstadt
Dieburg, Groß-Gerau, Offenbach, Odenwaldkreis mit der Wissenschaftsstadt Darmstadt, der kulturelle
Veranstaltungen in der Region fördert. Von Juni bis September wurden
künstlerische Akzente von Literatur, Theater, Musik, Chorgesang oder „Kleinkunst auf dem Land“ gesetzt. Zudem
gab es spezielle Veranstaltungen für Kinder und Jugendliche. Ein besonderer Höhepunkt sind jährlich die „Tage
des offenen Ateliers“, an der am verfangenen Wochenende vierundneunzig Künstlerinnen, beziehungsweise
Künstlergruppen mit über zweihundert Kulturschaffenden teilnahmen.
Kurt Adam Arnold in seinem Atelier. Bild: Harry Siegert
Dabei haben die Kunstinteressierten die seltene Gelegenheit, vor Ort ausgestellte Werke zu betrachten, dem
Künstler beim Arbeiten über die Schulter zu schauen oder in angenehmer Atmosphäre Fragen zu stellen. Das taten
die Gäste bei Kurt Adam Arnold auch. Mancher fragte ihm geradezu „ein Loch in den Bauch“. Wie, warum, wieso, aus
was sind die Gemälde, Zeichnungen, Skulpturen, Plastiken? Der Meister gab unermüdlich Auskunft, erklärte
Techniken, den Unterschied zwischen Öl- und Acrylmalerei, welches Holz er für die Skulpturen verwendet oder wie
es kommt, dass einige Plastiken so schwarz sind. „Da ist Feuer und Hitze im Spiel“, so Arnold, „das lässt die
Maserung des Holzes besonders schön hervortreten und macht es auch noch haltbar“.
Das Duo neumannundkrauss. Meike Krauß am Gesang und Helmut Neumann an der Gitarre. Bild: Harry
Siegert
Während sich einige beim Künstler schlau machten, lauschten andere der bestens gewählten Musik. So harmonierte die
schöne Stimme von Manon Schneider mit den angenehmen Tönen des Cellos von Tabea-Luise Simonis. Nicolas Arnold
begleitetet beide Künstlerinnen virtuos am Keyboard.
Für den Rhythmus sorgte zünftig Walter „Kippe“ Helbig. Sängerin Meike Krauß mit Helmut Neumann (Neumann & Krauß)
hüllten die Szene großartig mit Folk, Jazz bis Caféhausmusik ein. Die Kommunalpolitik war durch Stadtverordnete
und Vertreter der Grünen, der SPD und DIE LINKE vertreten. Ein attraktives, geschmackvolles und lebendiges Fest
der Kunstfertigkeit in jeder Beziehung. Man darf sich schon auf den Kultursommer 2018 freuen.
Gratwanderungen
Ein Text von Stefan Ackermann
Wer von Kurt Adam Arnolds Bildern Mimesis erwartet, Nachahmung also, naturgetreue Wiedergabe der
Wirklichkeit,
einer Landschaft etwa oder eines Antlitzes, wird von den Bildern Kurt Adam Arnolds enttäuscht sein. Wer jedoch
von Bildern ganz anderes erwartet: den fremden und verfremdenden Blick auf noch nicht Gesehenes, noch nicht
Wahrgenommenes, auf Überraschendes und Überwältigendes, der wird auf seine Kosten kommen.
Ein Künstler wie Kurt Adam Arnold, dem die Wirklichkeit frag-würdig geworden ist, kann diese auch nicht mehr
frag-los ins Bild setzen, sondern muss eine eigene Wirklichkeit schaffen, eine neue ästhetische
Bild-Wirklichkeit konstruieren, die eigenen Gesetzen gehorcht. So steht zwar, thematisch gesehen, der Mensch,
häufig auf einen gesichtslosen Torso reduziert, im Mittelpunkt und insofern könnte man von „abstrahierender“
figurativer Malerei sprechen, aber zumindest gleich-wertig, wenn nicht höher-wertig als das Sujet, also dem
Thema einer künstlerischen Gestaltung, ist die Formensprache zu veranschlagen, das, was Adorno „ästhetischen
Mehrwert“ nennt und das sich in Arnolds Malerei zeigt.
Der Mensch und was ihn bewegt
Ein Text von Pamela Pachl
Jeder einzelne Mensch kann in einer künstlerischen Arbeit etwas anderes entdecken und das ist auch erlaubt.
Dieser Text möchte ein Angebot machen, was man in Kurt Adam Arnolds Ausstellung „Der Mensch und was ihn
bewegt“
entdecken kann. Er soll verschiedene Sichtweisen und Zugänge eröffnen, aber gewiss findet jeder Einzelne in
diesen Arbeiten weitere, hier nicht thematisierte Aspekte und gerade das ist das Faszinierende an Arnolds
Kunst.
Die Skulpturen in „Der Mensch und was ihn bewegt“ entstehen aus dem organischen Material Holz. Arnold
verarbeitet auch Hölzer, die üblicherweise eher nicht für Skulpturen verwendet werden. Sein Augenmerk liegt
auf
den Maserungen, Rissen und Strukturen des Holzes.
"Innere Sicherheit" (2014), Buche und Stahl auf Betonsockel
Die Arbeit „Innere Sicherheit“ zeigt ein Boot bei dem das Material Holz von Stahlstreben durchdrungen wurde.
„Sicherheit“ in einem Boot, das uns trägt auf wilder See trägt, das uns vor dem Ertrinken rettet und das uns
den
Kopf über Wasser halten lässt. Damit unser Boot jedem Sturm trotzt, damit es nicht zerbricht und uns weiterhin
schützt, ist es zusätzlich von Stahlstäben durchzogen. Durch unser Sicherheitsbedürfnis wird es in diesem Boot
aber auch ungemütlicher. Es wird schwieriger eine bequeme Position zu finden. Das Boot als solches wird
schwerer
und somit auch schwieriger zu navigieren. Die zusätzlichen Sicherheitsverstrebungen fügen unserem Boot sogar
Löcher zu, die es undicht machen und letztlich zum Absinken unserer „inneren Sicherheit“ führen könnten. Was
auf
einen ersten Blick wie ein alltäglicher Gegenstand erscheint, symbolisiert auf metaphorischer Ebene unsere
menschlichen Emotionen und Ängste.
Doch Arnold präsentiert in „Der Mensch und was ihn bewegt“ auch figürliche Skulpturen.
Diese haben zumeist eine sehr dunkle Oberfläche. Nachdem Arnold die Formen mit einer Kettensäge
herausgearbeitet hat, werden diese Skulpturen abgebrannt. Durch das Abbrennen wird das Holz schwarz und glatt.
Je nach Holzart ändert sich die Oberflächenstruktur bzw. wird herausgearbeitet, damit sie auf uns als
Betrachter
wirken kann.
Zu diesen Skulpturen gehört auch die Arbeit mit dem Titel „Alte Kameraden – ein Kriegerdenkmal“.
"Alte Kameraden – ein Kriegerdenkmal" (2014), Pappelwurzel mit Kettensäge bearbeitet,
gebrannt,
gebürstet und geölt.
Wir sehen drei grobe, große Köpfe nebeneinander. Arnolds Kriegerköpfe sind innen hohl. Sie sind
sinnentleert.
Ohne eigene Gedanken. Ihre Gesichter sind zerfurcht. Durch den wilden Wuchs des Baumes, dem Arnold bewusst
Wirkungsraum zukommen lässt, wirkt der mittlere Krieger wie ein Zyklop. Ein Zyklop, dem eine mehrdimensionale
Perspektive fehlt, der nur allein aus seinem beschränkten Standpunkt heraus einen Blick auf die Welt hat. Dies
in einer Zeit, in der wir uns zunehmend unsicherer fühlen, in der wir befürchten, der Krieg könnte bald auch
unseren Vorgarten erreicht haben. In einer Zeit, in der wir uns manchmal fragen müssen, wer eigentlich Passant
bleibt und wer ein Krieger geworden sein
könnte, da diese nicht mehr ‒ wie es früher einmal war ‒ anhand von Uniformen zu unterscheiden wären. Arnolds
Kriegerdenkmal wird dadurch zu einem Kriegermahnmal ‒ vielleicht sogar zu einem Kriegerwarnmahl. Arnold
transformiert das alte Holz zu einer
Momentaufnahme: Der Zeitzeuge Baum wird zu einem Zeitzeugen menschlicher, gar gesellschaftlicher Emotionen und
Zustände 2016.
Neben Skulpturen präsentiert Arnold in „Der Mensch und was ihn bewegt“ auch seine Malerei.
Exemplarisch soll das Gemälde mit dem Titel „Fünf auf einem Gemälde“
herausgegriffen werden. Obwohl es der etablierten Analysemethode eines Kunsthistorikers widerspricht – Arnolds
Bilder es uns jedoch nahelegen – soll mit der Analyse des Bildhintergrundes begonnen werden:
"Fünf auf einem Gemälde" (2014), Mischtechnik auf Leinwand
Wir sehen verschiedenste ineinander übergehende und ineinander übergreifende Farben aus vorwiegend blauen und
gelben Flächen. Während der Hintergrund an vielen Stellen pastos und erhaben erscheint, blitzt gleichzeitig an
anderen
Stellen noch die weiße Leinwand hervor.
Um die Oberflächenstruktur der Leinwände gebührend herauszuarbeiten, arbeitet Arnold teilweise sogar
Zeitungen
in seine Gemälde mit ein. So entstehen durch die Bearbeitung mit
Pinsel und Spachtel erhabene Strukturen, die manchmal nahezu wie topografische Karten einer uns unbekannten
Landschaft wirken. Der Betrachter möchte sie anfassen, berühren und erspüren. Es scheint nicht mehr
auszureichen,
diese Bilder allein mit den Augen zu erfassen.
Allein Arnolds Bildhintergründe sind derart komplex konzipiert, dass man sie ohne einen Einwand als gekonnte
abstrakte Malerei anerkennen würde. Selten haben Bildhintergründe in der Kunstgeschichte einen derart hohen
Anteil an der Bildwirkung. Trotzdem schenkt uns Arnold einen Bildvordergrund. Auf diesem begegnen wir zumeist
stilisierten, menschlichen Figuren. Auf „Fünf auf einem Gemälde“ sind drei Figuren in der linken, zwei
Figuren in der rechten Bildhälfte zu sehen. Sie sind zusammen „auf einem Gemälde“ und doch deutlich
voneinander
getrennt. Der leere Raum in der Bildmitte scheint wie eine unüberwindbare Barriere. Diese Trennung wird durch
schwarze, eingefügte Linien besonders im oberen Bilddrittel unterstützt.
Arnolds Figuren erscheinen abstrahiert, manchmal sogar deformiert. Sie entstehen durch dunkle Konturlinien,
die
immer wieder korrigiert und übermalt werden. Diese Konturlinien haben einen groben, bewegten Duktus.
Der expressive Duktus und die Farbgebung lassen an mehreren Stellen Assoziationen an die Expressionisten,
besonders an die Brückemaler Konturlinien, die Position der Figur und sogar das Motiv als solches könnten
mitunter als
Hommage an Otto Müllers „Badende“ an den Moritzburger Teichen aufgefasst werden. Mit einer vergleichenden
Bildbetrachtung wird man Arnolds Arbeiten jedoch nicht annähernd gerecht, denn Arnolds Figuren erscheinen
geradezu auf den
Bildern, so als wären sie einen Augenblick zuvor noch nicht sichtbar gewesen.
Wären wir in der Zauberwelt eines Harry Potters, würde man Arnolds Gestalten ein plötzliches „Apparieren“
unterstellen.
Das „Apparieren“ ist ein Zauber, bei dem man sich von einem Ort an einen anderen teleportiert, wodurch die
Figuren unvermittelt im Raum erscheinen. Arnolds Figuren fügen sich in das Bildganze ein und heben sich doch
davon ab. Sie scheinen uns mitunter
vorwurfsvoll
anzustarren, manchmal beinahe, als würden sie bei uns ‒ den Betrachtern ‒ nach Rat suchen, wie es ihnen
gelingen
könnte, Konflikte und Spannungen innerhalb des Bildraums aufzulösen. Auch in Arnolds anderen Arbeiten erspüren
wir
Harmonien, Balancen, Konflikte, Spannungen und das, obwohl all diese Figuren gesichtslos bleiben. Denn ohne
Augen können sie uns eigentlich nicht anstarren. Doch gerade dadurch werden sie für uns zu
Identifikationsfiguren.
Es ist verblüffend: Gerade durch Arnolds Verzicht auf individualisierte Gesichter identifizieren wir uns und
andere mit diesen Figuren, weil wir etwas von uns selbst hineinlegen, weil wir dank Arnolds Methode gar nicht
anders
können, als etwas von uns in die Bilder mit hineinzubringen.
"Sitzender Akt" (2014), Mischtechnik auf Leinwand
Arnolds Bilder wirken an vielen Stellen wie ein Déjà-Vu: Wie verblasste Erinnerungen, wie Traumgestalten, wie
eine Traumszene, wie eben solche Träume, bei denen nur
noch eine diffuse Emotion übrig bleibt, wir uns aber nicht mehr an die Traumhandlung erinnern können. Unser
Unterbewusstes, unsere Erinnerungen werden angesprochen. Man meint, man hat die Konstellation schon mal
erlebt,
man
fühlt sich erinnert, dabei begegnet man etwas gänzlich Neuem – einem Gemälde von Kurt Adam Arnold.
Bei diesen Gemälden reicht es nicht aus, sie mit den Augen zu betrachten, es würde auch nicht ausreichen sie
anzufassen, als Mensch muss man sie auch mit der Seele sehen. Der Betrachter wird unweigerlich zu einem Teil
des
Bildes,
da das Potential des Gemäldes erst durch das Hineininterpretieren des Betrachters in vollem Umfang aktiviert
wird.
Kommen wir nun zur Synthese bzw. zu der Synergie, die aus Bildvordergrund und Bildhintergrund entsteht. Bis
Arnolds Gemälde ihren Endzustand erreichen, vergeht ein langer, mitunter mühsamer Prozess. Arnold malt hin,
nimmt wieder
weg. Er übermalt. Er korrigiert. Er lässt die Bilder ruhen, bis er wiederum neue Strukturen entstehen lässt.
Durch die Technik des Überarbeitens, des Korrigierens und des Überholens, durch das Schichten und Verschränken
des
Bildvorder- und Hintergrunds, wird die vergangene Zeit in den Bildern dargestellt. Die Sichtbarkeit und
Spürbarkeit des Faktors Zeit im Bild ist hier erwünscht. Dadurch werden Arnolds Bilder praktisch zu
Palimpsesten. Dieser
Begriff leitet sich vom lateinischen Ausdruck „palimpsestos“ ab und bedeutet soviel wie „reiben, (ab)schaben,
wieder abkratzen“. Es handelt sich um eine Technik, die bereits in der Antike und insbesondere im Mittelalter
verwendet wurde, um dem damaligen Papier bzw. Papyrusmangel entgegen zu wirken. Eine bereits beschriebene
Manuskriptseite sollte erneut verwendet werden, dazu wurde sie, durch Abschaben oder Waschen gereinigt, um im
Anschluss
mit neuem Text beschrieben zu werden. Es handelt sich letztlich um eine frühe Methode des Papierrecyclings.
Charakteristisch für Palimpseste ist, dass ältere Schichten und Schriften weiterhin durchscheinen. Der
Untergrund hat
folglich und sichtbar eine Geschichte. Das Prinzip der Palimpseste hat sich in der Kulturgeschichte zu einer
Metapher entwickelt. Diese Metapher kann zur Interpretation von Arnolds Arbeiten herangezogen werden: Wie bei
einem
Palimpsest sehen wir auf der Oberfläche von Arnolds Bildern ältere Schichten, verschiedene Werkstufen und
vergangene Zeiten hindurch.
"Stadtansichten" (2015), Mischtechnik auf Leinwand
Dadurch vollbringt Arnold etwas eigentlich Unmögliches: Auf einer grundsätzlich zweidimensionalen
Malerei sind zwei bis maximal drei Dimensionen darstellbar. Selbiges gilt für Skulpturen. Durch seine
speziellen
Techniken arbeitet Arnold jedoch die vierte Dimension in seine Kunstwerke mit ein. Diese wird nach Einstein
als
Zeit bzw.
Raumzeit bezeichnet. Uns als Betrachter wird es ermöglicht, auf diesen Bildern die Ebene einer vierten
Dimension
abzulesen. Diesen Gedanken kann man ebenso auf Arnolds Skulpturen ausdehnen: Aus dem alten Holz, das jahrelang
als Baum
gelebt hat, wird etwas Neues geschaffen, und zwar eine Momentaufnahme menschlicher Emotionen 2016.
Kurt Arnold hat für diese Ausstellung den Titel „Der Mensch und was ihn bewegt“ gewählt. Dieser Titel könnte
Bezug nehmen auf seine „Stadtansichten“, die unsere tatsächlich oftmals be- und verhinderte Mobilität
dokumentieren. Des Weiteren
könnte mit diesem Titel die Frage angeregt werden, was uns als Menschen bewegt bzw. was uns emotional berührt,
wie wir mit den stetigen zwischenmenschlichen Spannungen und Konflikten, aber auch Harmonien und Sehnsüchten
umgehen.
Dieser Titel könnte auf einer abstrakteren Ebene jedoch auch auf den in Arnolds Arbeiten wiederkehrenden
Faktor
Zeit hinweisen: Die Zeit bewegt uns nämlich, ob wir wollen oder nicht, durch das Leben. Ob wir wollen oder
nicht, die Zeit
wird uns verändern.
Artistatement
Warum mache ich Kunst?
Malerei.
Der Mensch und seine Mitmenschen, ihr Verhältnis zueinander. Situationen, die wir alle schon einmal erlebt zu
haben glauben, das darzustellen ist mir wichtig, inhaltlich betrachtet. Noch viel mehr bewegt mich jedoch die
formale und farbige Gestaltung der Fläche, des Malgrundes. Schnelles, kraftvolles Arbeiten, gar nicht erst
kleinlich werden. Schnelles, radikales Verwerfen von Kraftlosem. Trotzdem ältere Fragmente als Dokument des
zeitlichen Ablaufes in der Malerei zu erhalten gehört zu meinem Malstil. Auf diesem Weg kommt die vierte
Dimension, die Zeit, in meine Kunst. Dann wieder, vor allem in der Aktzeichnung, eine tastende erforschende
Linienführung, dann die als richtig gefühlte verstärkend, verdichtend, so oft gezeichnet bis Sie fast
Wirklichkeit wird. So stellt sich der lange Weg, auf der einen Seite Harmonie herzustellen, auf der anderen
die Spannung zu steigern, dar. Dazu gehört auch den Zufall in die Arbeit mit ein zu beziehen, ihm Raum zu
geben. Mit Fehlern umgehen lernen, bewusst solche begehen.
Am Anfang meiner Arbeit stehen zum einen, der strukturierte Untergrund (der lässt nämlich dem Zufall wie auch
dem Fehler den gebührenden Platz), dazu farbige, gegeneinander zu verschiebende Flächen, und schließlich die
Skizze. Am Ende bekomme ich ein gänzlich anderes, unberechenbares Ergebnis. Kunst ist eben nicht berechenbar.
Dazwischen liegt der überaus befriedigende, zuvor beschriebene Malprozess.
Malerei ist für mich das Arbeiten mit Linien, Flächen und deren Farben, das Schaffen von Spannung oder
Harmonie, der ausgewogenen, dem Bild gerecht werdenden Balance der Kräfte, nicht nach der Natur, sondern wie
die Natur schaffen. Meine Gemälde entwickeln sich ähnlich wie in der Evolution. Manche Richtungen, welche ich
verfolge, stellen sich als Irrweg heraus und nur der richtige Hauptstrang überlebt. Den Prozess, den
zeitlichen Ablauf und damit auch die Dimension der Zeit sichtbar machen, so sehe ich im Großen und Ganzen
meine Malerei.
Skulptur.
Als ein von der Neugier getriebener Mensch war der Weg von der Malerei zur Skulptur kurz und auch
folgerichtig. Die Einbeziehung einer neuen Dimension, des Raumes, in mein künstlerisches Schaffen. Auch hier
ist mein Anliegen den Entstehungsprozess in der Skulptur zu dokumentieren. In einem fest vorgegebenen Volumen
eine Form zu finden, gegen dieses Eingeengtsein zu arbeiten, an die Grenzen der drei Ausdehnungen des Raumes
zu stossen, das ist für mich die Herausforderung. Bin ich in der Malerei ganz bewusst der Fläche verpflichtet,
steht jetzt das räumliche Denken, Gestalten im Vordergrund. Was passiert, wenn Licht auf die Form trifft? Wie
reagiert der umgebende Raum auf die Skulptur, und umgekehrt? Lichtführung, Bezugskanten und Flächen werden zum
Thema. Was geschieht bei der Durchdringung der Figur durch den Raum, also Öffnungen und Bohrungen im Objekt?
Die Oberfläche wird wichtig. Reibt die Skulptur sich mit ihrer rauen Oberfläche am Licht, am Raum, oder doch
besser spiegeln und gleiten, also glatt poliert?
Auf einmal wird mir bewusst, wie sehr doch die Kunst in meinem Alltag präsent ist. Bei der Malerei kreisen
die Gedanken ständig um Formen und Farben, Linienführungen und bleiben immer in der Fläche. Ganz im Gegensatz
zur Bildhauerei. Ist die Form und analog zur Linie die Kante, Kantenführung, noch als Problem vorhanden, tritt
jetzt das Volumen, die 3. Dimension des Raumes in den Vordergrund. Im gleichen Zeitraum sich mit malerischen
und bildhauerischen Themen zu beschäftigen ist eine spannende Aufgabe.
Als Material kommt alles, was formbar ist, in Frage. Derzeit sind es die Klassiker Holz und Stein. Beim Holz
sind wir wieder bei den ach so geliebten Fehlern. Alterungsrisse, Äste, schadhafte Stellen im Holz, und was
noch so alles zum Teil im Verborgenen lauert, fordern immer wieder ein Überdenken der Arbeit. Das macht
flexibel. Wie beim Malen wird der Prozess der Entstehung über die Bearbeitungsspuren sichtbar, ja im wahrsten
Sinne des Wortes begreifbar. Und immer wieder alte Holzbalken, solche mit Geschichte. Die eigene Geschichte
des Holzes mit der entstehenden Skulptur zu verbinden ist ein große Herausforderung.
Vita
Mein künstlerischer Werdegang
Die Kunst, vor allem die Bildende, begleitet mich durch mein ganzes bisheriges Dasein. Im Alter von 12 Jahren
schrieben mich meine Eltern, auf Empfehlung meines Kunstlehrers, zum Studiengang Zeichnen und Malen an der
Fernakademie Linke in Karlsruhe ein. Was ich an der Akademie lernte war aber nicht das was mich interessierte.
Ich war fasziniert von Künstlern wie z.B. Emil Schuhmacher, Informelle Malerei, und Lothar Fischer, Bildhauer
mit einer neuen Formensprache. Der Besuch von Ausstellungen, im Besonderen für Zeitgenössische Kunst und Kunst
der Moderne, hat mir den Weg in die Malerei geebnet. Ich habe viel zum Thema Kunst gelesen und andere Künstler
studiert.
Geboren am 5. Dezember 1957 in Viernheim als Kurt Adam Arnold. 1969-1973 Studium an der Fernakademie Linke -
Studiengang Zeichnen und Malerei.
Seit 1999 als freischaffender Künstler tätig. Verschiedene Kurse beim BBK Mannheim u.a. Radierung/Tiefdruck
Sonja Scherer, Malerei Sonja Scherer und Armin Liebscher. Malerei Lynn Schoene Schriesheim Werk und
Ausstellungsräume in Viernheim.
Arbeiten im öffentlichen Besitz:
Landratsamt Heppenheim
Gemeinde Brühl
Gemeinde Dossenheim
Stadtverwaltung Viernheim
St. Josef Krankenhaus Vhm
Hospiz Schwester Paterna Vhm
Mitglied im Künstlerbund Rhein-Neckar und in den Kunstvereinen Viernheim und Heddesheim. Seit 2016 regelmäßige
Teilnahme am Kultursommer Südhessen (KUSS).
Eine Auswahl vergangener Ausstellungen
Ausstellungsliste
2025 — Galerie im Schloss
— „Könige, Bürger und andere Menschen“ (Hemsbach)